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Der Kampf gegen Rechts wird überall geführt - auch in Buxtehude!

 

Im Jahr 1992 wurde Buxtehude Tatort: zwei Neonazis prügelten den Buxtehuder Kapitän Gustav Schneeclaus tot. Nicht im Affekt, sie prügelten auf ihn ein, verließen den Tatort und ließen ihr Opfer schwer verletzt zurück, nur um wenig später bewaffnet mit einem Kantholz ihren Mord zu vollenden.

Wir Buxtehuder*innen stehen in der Verantwortung an derartige Verbrechen zu erinnern, gerade dann, wenn sie mitten unter uns passiert sind. 

Deswegen gedenken wir auch jedes Jahr diesem Mord und dem getöteten Gustav Schneeclaus.

 

Manch einer wird sagen "so eine jährliche Veranstaltung reicht doch".

NEIN! Seit Jahren, spätestens mit "Etablierung" der AfD in deutschen Parlamenten und dem Bundestag, beobachte ich eine gewisse Akzeptanz gegenüber diskriminierender, rassistischer, antisemitischer, homophober Sprache - und leider auch Handlungen.

 

Zum einen lässt sich dies an den Kriminalstatistiken erkennen, wonach in den letzten Jahren Straftaten mit rechter, politischer Motivation (Politisch motivierte Straftaten im Bereich rechts bis 2020 | Statista) signifikant zugenommen haben, zum anderen auch anhand persönlicher Erfahrungen.

Während mir seit der Anfangszeit meines politischen Engagements (gegen rechts) noch "nur" über Social Media Drohnachrichten zukamen und Rechte sich in der Anonymität des Internet versteckten, sorgt das Erstarken rechter Kräfte immer mehr dafür, dass Rechte auch außerhalb des Internets, im Alltag (und natürlich auch außerhalb einer gewissen Polit-Bubble) in Erscheinung treten.

Beispiel gefällig? Nach einer Podiumsdiskussion 2016 ging ich mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Refugees Welcome" in Buxtehude einkaufen. Bei den Kühlregalen stehend, zog ein Mann mittleren Alters an mir vorbei und raunte mir zu "Kanacke verrecke".

Menschenverachtend und widerlich. 

Man könnte meinen "dann zieh doch solche Klamotten nicht an", aber das würde nur die Symptome des Problems des Rassismus vertuschen. Das Problem sind nicht die offen antifaschistischen Aktivist*innen, das Problem sind die Faschist*innen!

 

Wenn man dann noch aus den Nachrichten von rechten Netzwerken und gezielten Morden, wie denen des NSU und dem Mord an Walter Lübcke hört, ist es normal das eigene Engagement zu hinterfragen: kann ich mich noch offen antifaschistisch zeigen? Gefährde ich mich, wenn ich gegen rechte Parolen vorgehe? Werde auch ich eines Tages verprügelt oder gar getötet? Es ist durchaus möglich, dass ich mich mit anderen Genoss*innen, die ich kenne auf den "Todeslisten" der Nazigruppe "Nordkreuz" hätte wiederfinden können (ich habe nicht nachgefragt, meine Frau wollte nicht wissen wie akut die Gefahr ist).

 

Aber genau das wollen diese Leute, genau das wollen die Rechten, die Faschist*innen! 

In uns Zweifel säen, uns Angst machen. Aber davon darf man sich nicht unterkriegen lassen!

Februar 2020: in Hanau erschießt ein Mann gezielt neun Menschen mit Migrationshintergrund. Er plante die Tat und ging strategisch vor, nichts überließ er dem Zufall. Sein Ziel: so viele Menschen mit Migrationshintergrund töten wie möglich. Als Reaktion darauf sagte meine Frau mir, dass sie froh sei, dass man ihr ihren Migrationshintergrund nicht ansehen oder anhören könne und ich bitte in Zukunft nicht mehr erzählen solle, dass sie einen Migrationshintergrund habe, aus Angst vor rechter Gewalt.

Ich war schockiert, aber nahm dies als Anlass mir selbst nochmal klar zu machen, dass wir niemals aufhören dürfen uns dieser menschenverachtenden Ideologie und ihren Anhänger*innen entgegen zu stellen!

 

Eine Gesellschaft lebt vom Austausch, davon, dass Menschen unterschiedlich und einzigartig sind.

In Buxtehude leben Menschen unterschiedlichster Herkunft, mit unterschiedlichstem kulturellen Hintergrund und das ist wundervoll, sie alle sind Buxtehuder*innen, sie alle sind Buxtehude!

 

Kein Mensch, der hierher kommt oder hier lebt, darf Angst um sich aufgrund der eigenen kulturellen, sexuellen oder sonstigen Identität haben. Völlig egal wie jemand hergekommen ist, ob als Geflüchtete*r, in zweiter, dritter, vierter Generation, ob aus Hamburg, München oder - wie ich - seit Jahrhunderten mit der Familie hier verwurzelt, wir alle sind Buxtehude!

 

Dafür, dass das so bleibt und Buxtehude weiterhin so offen und herzlich aufblüht, kämpfe ich! Dafür setzen sich Antifaschist*innen in Buxtehude, Niedersachsen und ganz Deutschland ein! Für eine bunte, weltoffene und tolerante Gesellschaft!

 

 

Freundschaft!